Audrey Carlan Calendar Girl - #1 Verführt | Erotikroman | Broschur, 368 Seiten | Ullstein Buchverlage
Preis: 12,99€ | erschienen am 27. Juni 2016 | ISBN: 9783548288840 | Hier bestellen: Thaliaebook *amazon
Worum geht es?
Mia Saunders braucht Geld. Viel Geld. Eine Million Dollar, um ihren Vater zu retten. Er liegt im Krankenhaus, weil er seine Spielschulden nicht begleichen konnte. Um die Summe aufzutreiben, heuert Mia bei einer Agentur an und lässt sich als Begleitung buchen. Ihre Gesellschaft kostet 100.000 Dollar pro Monat. Sex ist ausdrücklich nicht Teil des Deals – leichtverdientes Geld! Und der Liebe hat Mia sowieso abgeschworen. Als sie ihrem ersten Kunden, dem Hollywood-Autor Wes Channing, gegenübersteht, ist schnell klar: Zwischen den beiden knistert es gewaltig. Vor ihnen liegt ein Monat voll heißer Leidenschaft. Doch Mia darf sich nicht verlieben. Denn Wes ist nur Mr Januar...
Wie hat es mir gefallen?
Das hier ist nicht Pretty Woman, und ich bin auch nicht Julia Roberts. (S. 12)
Eine Aussage, die Mia gleich zu Beginn der Geschichte selbst von sich gibt, als sie mit ihrer "Ey, du Miststück"-Freundin Ginelle über das Für und Wider des Escort-Service diskutiert. Nein, ein Julia Roberts-Märchen erwartet uns hier tatsächlich nicht (vor allem weil Mia der Liebe ja auch abgeschworen hat), dafür wird aber schnell Nägel mit Köpfen gemacht, denn Mia muss ihrem alkoholkranken Vater aus der Patsche helfen. Eine Millionen Dollar Spielschulden - einzige Möglichkeit: die Escort-Lady mimen! Ist ja logisch.
Also schwingt sich die vermeintlich toughe Mia auf ihr Motorrad und rast zu ihrer Tante Millie, denn genau die besitzt praktischerweise einen Escort-Service und Mia heuert auch gleich bei ihr an. Auf gut sechs Seiten werden die Bedingungen dingfest gemacht: jeden Monat verbringt Mia bei einem anderen heißen/wichtigen/reichen/berühmten/begehrenswerten/... Mann, begleitet ihn auf Veranstaltungen und macht ihm auch sonst das Leben für vier Wochen ein wenig schöner. Auch wenn Sex nicht Teil des Deals ist, gibt Millie zu bedenken, dass es trotzdem unter den Männern ein ungeschriebenes Gesetz ist, den jeweiligen Mädels 20% Extragehalt zuzustecken.
"Ich tue es", hörte ich mich flüstern. "Natürlich tust du es." Millie sah mich über den Computer hinweg an. Ihre Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. "Das ist die einzige Möglichkeit, wenn du deinen Vater retten willst." (S. 18)
Sprach sie und Mia sagte zu. Alleine, dass die Protagonistin nicht noch andere Möglichkeiten in Betracht zieht, hat mich ja schon mit den Augen rollen lassen, aber okay. Das muss halt scheinbar so in diesen Büchern. Mia macht sich also bereit für ihren Mr Januar, aka Wes (Weston) Charles Channing III. und reist nach Californien - immer mit dem Vorsatz, dass sie ja keinesfalls mit dem Mann ins Bett gehen wird, weil sie ja keine Hure sei. Bei ihrer Ankunft und ihrem ersten Treffen mit Wes ist dieser Vorsatz jedoch schnell vergessen. Einerseits haben mich die ganzen Beschreibungen dieses Mannes herrlich amüsiert, oftmals bekam ich aber auch nur ein verzweifeltes Lachen heraus. Nach der x-ten Beweihräucherung habe ich dann schon verstanden, dass Wes einfach Gott ist und dass da so schnell auch niemand heranreichen kann.
Kommen wir zur Sache, also der Sache: Was man der Autorin dann wiederum zugute halten muss, ist die Ausgestaltung der pikanten Szenen. Diese sind tatsächlich geschmackvoll beschrieben und natürlich bekommen die Szenen auch besonders viel Raum zugesprochen. Mia hat ja auch nur auf knapp 130 Seiten Zeit, Wes nahe zu sein, bevor es gen Mr Februar geht. Und sie und Wes sind sich nahe, sehr oft sogar. Manchmal schon so oft, dass sich die Geschichte ganz allgemein dann doch schon wieder zwischen Ernst und Lächerlichkeit bewegt, und diesen Grad beschreitet die Autorin nicht nur einmal. Gerade der letzte Akt (im wahrsten Sinne des Wortes) der beiden war mir persönlich dann doch eher over the top.
Dann geht es auf den Monat Februar zu und da war auch für mich klar: Wes ist the shit! Da kommt der Franzose im Februar nicht heran. Vor allem hat mich dieser ständig an den französischen Künstler aus SATC erinnert, mit dem Carrie mal eine kleine Liaison hatte, nur nicht ganz so alt, deshalb aber nicht weniger creepy. Das war definitiv nicht mein liebster Monat.
Mal abgesehen davon, dass mir die Geschichte ab da noch weniger gefallen hat, weil Alec einfach ein merkwürdiger Typ ist und zweifelhafte Vorstellungen vom Leben im Allgemeinen und von der Liebe im Speziellen hat, wird zwischen den Zeilen zudem auch noch schnell deutlich, dass Mia nicht die hellste Kerze auf der Torte zu sein scheint. So macht sie Wes beispielsweise gehörig eine Szene, als dieser am Ende ihres Exklusivmonats brav die 20% Extragehalt auf ihr Konto überweist. Wie kann er es nur wagen, sich an den Ehrenkodex zu halten? Die Reaktion war mir vollkommen unverständlich, zumal ja zu Beginn der Geschichte ausführlich über die Bedingungen gesprochen wurde, unter denen Mia als Escortdame anwirbt und sie und Wes darüberhinaus erstmal als Vertragspartner auseinander gehen (selbst wenn Gefühle im Spiel sind). Andererseits predigt Mia die ganze Zeit, wie viel ihr Wes doch bedeutet und dass ihre Beziehung ja doch eine solch Besondere sei, und trotzdem lässt sie sich von Alec ordentlich nehmen und das nicht nur ein Mal.
Dass der Horizont bei Mia nicht weit reicht, zeigt auch ein Zwiegespräch mit ihrer Schwester, die an der Universität einen Kurs zur forensischen Pathologie besuchen möchte.
"Das Ganze ist Teil eines Kurses, den ich belegt habe. Jeder hat verschiedene Fächer, und ich hab mich für diesen entschieden. Es ist total interessant. Du kannst dir nicht vorstellen, was für kranke Dinge manche Leute tun." Sie würde sich wundern. "Ich weiß, was Psychos so anstellen, und ich möchte nicht, dass meine kleine Schwester auch nur in die Nähe von solchem Mist kommt. Ich will nicht, dass dich dieser ganze Abschaum verdirbt." (S. 195)
Ihre Schwester will nur einen für sich interessanten Kurs besuchen und nicht der krassesten Gang der Stadt beitreten, die nachts Friedhöfe aufsucht. Ich fand diese und ähnliche Reaktionen vollkommen unpassend und auch ein Stück weit Fehl am Platz. Dadurch lasen sich einige Dialoge für mich ganz schön holprig, weil das Schema Actio-Reactio überhaupt nicht gestimmt hat. Ich hatte überdies ab dem zweiten Drittel des Buches immer wieder das Gefühl, als hätte sich die Autorin nicht gänzlich überlegt, was Mia eigentlich für eine Frau sein soll. Sie soll tough rüberkommen, weshalb wurde ihr auch sonst die Schublade Bikergirl zugeschrieben? Dann schwappt aber manchmal ein Funke Selbstzweifel rüber, oder sie stellt sich als Heilige dar, um dann anschließend wie eine rollige Katze umherzustromern. Aber die junge Frau soll sich ja ihrer selbst bewusst werden, ist klar. Da frage ich mich wirklich, ob man Mias Intellekt diese Art von Spiritualität überhaupt zusprechen kann? Für mich verhielt sie sich eher wie eine Fahne im Wind. Sehr, sehr wankelmütig und wenig authentisch. Und dann darf auch die Dramatik nicht zu kurz kommen darf. Dramatisch wirkten diese Szenen leider nicht wirklich, stattdessen machte Mia sich für mich eher lächerlich und mimte plötzlich die Diva.
Ich hoffte also auf den Monat März, denn ich gebe zu: ich war neugierig, welcher Mann da auf Mia warten würde. Leider wurde es im letzten Drittel des Buches leider auch noch abstrus. Da muss Mia nämlich noch ein wenig zum Familienfrieden ihres Kunden beitragen und das wirkte meiner Meinung nach eher gestelzt. Ganz nach dem Motto: diese gesellschaftliche Problematik kann man ja auch noch mit einbauen, dann hat das Buch auch noch einen Aspekt zum Nachdenken. Der Grad zwischen Ernst und Lächerlichkeit, da haben wir ihn wieder. Ganz gen Ende des ersten Quartals wird es dann auch nochmal actionlastig und Mia kann wie Catwoman agieren. Aber auch das konnte in Anbetracht all der vorangegangenen Geschehnisse die Geschichte jetzt für mich auch nicht mehr groß retten.
Ich frage mich wirklich, was daran so schwer ist, einen Erotikroman zu schreiben (Erotik kann Frau Carlan ja), der wenigstens auf einem halbwegs logischen und soliden Hintergrund basiert und auch dahingehend seinen Lauf nimmt. Oder dass zumindest am Ende irgendeine positive Entwicklung zu erkennen ist. Wieso müssen sich diese groß umworbenden Bücher immer zwischen YouPorn-Amateurvideo und Groschenroman bewegen oder von allem ein bisschen etwas anreißen, aber nichts richtig durchdenken? Und wieso müssen diese Frauen immer so verdammt blöd sein? Bei Shades Of Grey ist das ja recht ähnlich. Ich finde schon, dass ich durchaus diese eine Erwartungshaltung an ein Buch haben darf und leider hat Calendar Girl #1 diese Erwartung nicht erfüllen können. Eine Bewertung habe ich diesmal nicht vorgenommen, aber eine richtige Empfehlung kann ich nun auch nicht aussprechen. Ob ich die Reihe (alle Monate sind bereits als eBooks für je 2,99€ erhältlich) weiter verfolgen werde, weiß ich auch noch nicht. Momentan tendiere ich eher zu einem Nein, denn dann würde ich bei all dem fassunglosen Kopfschütteln ein Schleudertrauma erleiden.
Lieblinks
Hier findet ihr das Buch auch nochmal auf der eigens hierfür gestalteten Website. Alle 12 eBooks findet ihr beispielsweise hier. Das zweite Quartal in Buchform wird am 12. August 2016 erscheinen.
Schreibt mir gerne in die Kommentare, wie denn eure Erfahrung mit diesem Genre sind. Vielleicht habt ihr Calendar Girl ja bereits gelesen? Schreibt mir auch gerne dazu ein Feedback :-)
Ich wünsche euch noch einen wunderschönen Tag! Wir lesen uns hier am Dienstag wieder :-)