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Ein paar Worte zu... Marianne J. Voelk - Daniel, mein jüdischer Bruder. Eine Freundschaft im Schatten des Hakenkreuzes

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Marianne J. VoelkDaniel, mein jüdischer Bruder - Eine Freundschaft im Schatten des Hakenkreuzes| Holocaust Historical Non-Fiction/Biografie| Brunnen Verlag GmbH | Hardcover, 304 Seiten| Preis: 17,99€| erschienen am 5. Januar 2016 | ISBN9783765509476
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Hallöchen, meine Lieben! 
Anlässlich der gleichnamigen Bogtour, durfte ich Daniel, mein jüdischer Bruder. Eine Freundschaft im Schatten des Hakenkreuzes von Marianne J. Voelk lesen. Meine Meinung zum Buch bekommt ihr schon heute, die Blogtour selbst startet am 14. Juli auf Nicoles Blog. Natürlich wird es auch etwas zu gewinnen geben, deshalb schaut da auf jeden Fall vorbei! Nun aber erstmal zum Buch selbst:

Worum geht es?

Starr vor Schrecken sieht Daniel, wie seine Eltern in ein Auto gezerrt und abtransportiert werden. Zitternd kauert er eine Weile hinter dem Schornstein, da sich noch Gestapo im Garten aufhält. Dann rennt er, so schnell er in der Dunkelheit kann, zum Wäldchen. Als Daniels jüdische Eltern deportiert sind, besorgt ihm Rosalies Familie falsche Papiere und gibt ihn nach ihrem Umzug aufs Land als ihren leiblichen Sohn aus. Trotz der Angst davor, bei der Hitlerjugend entdeckt zu werden, verleben Rosalie und Daniel eine frohe Kindheit. Doch die ist bedroht, als Daniel eines Tages zum Arzt muss und sein Geheimnis entdeckt wird ... Eine autobiografische Geschichte.

Wie hat es mir gefallen?

Zugegeben, ich hatte es anfangs ein wenig schwer, in die Geschichte reinzukommen, da es sich hierbei eben um eine autobiografische Geschichte handelt, der Schreibstil also ein ganz anderer ist, als ich es bei beispielsweise Anna und der Schwalbenmann oder Die Bücherdiebin gewohnt war. Andererseits legte sich dies auch schnell wieder und ist zeitgleich ein großer Pluspunkt des Buches selbst. Klar, es schwingen einige Emotionen mit, aber niemals so, als hätte ich hinter mir jemanden stehen, der mit der Betroffenheitskeule austeilt. Damit meine ich, dass viele Bücher, die den Holocaust thematisieren, schon zu Beginn eine Welt aufbauen, die den Leser betroffen zurück lässt. Emotionen wie Erschütterung und Fassungslosigkeit schwingen immer mit. Das ist schon beinahe so, als wenn ein Geschichtslehrer daher kommt und den Schülern sagt:"Wir beschäftigen uns ab heute mit dem Nationalsozialismus und das ist ein ganzganzganz schlimmes Thema!" Freilich ist es das, es ist das Schlimmste, was in der europäischen Geschichte/in dieser Welt jemals geschehen ist, aber man nimmt demjenigen, der sich mit der Thematik beschäftigt so viel eigene Urteilsbildung vorweg, indem man eben schon von vornherein festlegt, wie schlimm es wirklich war. Ich verteufle deshalb auch nicht Bücher, bei denen diese beschriebene Betroffenheit mitschwingt, allerdings ist es auch mal schön, wenn ein Buch aus einer weniger stark emotional ausgerichteten Perspektive geschrieben wird. 
Mein Vater hatte mir prophezeit, dass Gott mich als "Glückskind" (...) auf die Welt geschickt habe. (...) Rückblickend betrachteten meine Familie und Freunde mich als ein durchaus glückliches, unbeschwertes Mädchen, das trotz aller Miseren der Nazizeit die Gabe besaß, allen auftretenden Misslichkeiten vorbehaltlos entgegenzutreten oder sich zumindest erfolgreich aus ihnen zu winden. (S. 12)  
Weiterhin hat mir gefallen, dass das Buch über die allgemeine Bevölkerung berichtet, eben am Beispiel der Familiengeschichte von Marianne, eigentlich Rosalie, und wie sie Daniel bei sich aufnahmen und ihm somit einen intelligenten Unterschlupf gewährten. Und auch hier gibt es nebst vielen Szenen, die mich nachdenklich stimmten (zum Beispiel als Daniels Eltern deportiert werden), ebenso viele Bilder, die die kleinen Erfolge des Widerstands im Volk selbst zeigten. Ein nicht unwesentlicher Erfolg war vor allem, dass die Familie um Marianne es schaffte, Daniel als Sohn beziehungsweise als Bruder ausgeben zu können und zumindest so eine weitere deutsch-jüdische Freundschaft aufrechterhalten werden konnte, selbst wenn sich sowohl Daniel, aber auch Mariannes Familie, den neueingeführten Verordnungen wie beispielsweise dem Besuch der Hitlerjugend beugen mussten und damit ein Teil ihrer eigentlichen religiösen Identität aufgeben und auch ihre Ideale verheimlichen mussten!

Mich hat Daniel, mein jüdischer Bruder ganz besonders wieder daran erinnert, dass es nicht nur die eine Perspektive im NS-Regime gab, sondern viele weitere. Zum Beispiel diese derer, die den Genozid aus geografischer Entfernung wahrgenommen haben, da sie beispielsweise auf das umliegende Land geflüchtet sind, um zumindest der städtischen Bombardierung zu entkommen. Zwar spielen auch Konzentrationslager im Buch eine Rolle (Kapitel 12 - Noah in Flossenbürg), demungeachtet werden sich aber auch den vielfachen sozialen Einschränkungen zu jener Zeit gewidmet und den damit einhergehenden Widersprüchen seitens des NS-Regimes. Besonders interessant hierbei fand ich zum Beispiel die Szene, in der die Sturmabteilung auf das Wissen des Arztes David angewiesen war - obwohl er dem jüdischen Glauben angehörte. 
Wir hörten, wie der Standartenführer David zuraunte:"Sie haben mir das Leben gerettet. Ich bin tief in Ihrer Schuld. Sie haben etwas gut bei mir." (...) Auf dem Weg zur Haustür drehte der Offizier  sich noch einmal um. Er musterte den gutaussehenden, großen und sportlichen David von oben bis unten und ebenso die hübsche Mirjam und bemerkte:"Und übrigens, ihr seht gar nicht aus wie Juden! Kaum zu glauben!" (S.93-95)
Dieses Zitat ist nur ein Beispiel für viele, die die Unstimmigkeit dessen aufzeigen, was durch das NS-Regime eigentlich propagiert wurde. Dafür braucht man sich nur politische Plakate jener Zeit anschauen, die dem jüdischen Glauben ein Bild zuschrieben, dass mit der Wirklichkeit nur sehr wenig gemein hatte und hat. Andererseits erfährt man im Buch an vielen Stellen auch, wie korrupt seitens der SA gehandelt wurde und dass das Wort Unmenschlichkeit nichtmal in Ansätzen das trifft, was zu jener Zeit flächendeckend geschah.

Ich könnte noch sehr viel mehr zu Daniel, mein jüdischer Bruder. Eine Freundschaft im Schatten des Hakenkreuzes von Marianne J. Voelk schreiben, aber ich will auch euch Interessierte nicht zu viel vom Inhalt vorwegnehmen. Mir hat das Buch eben aus all den genannten Gründen sehr gut gefallen, sodass ich dem Buch auch letztlich 5 von 5 Sternen gegeben habe. Auch halte ich die Geschichte um Marianne als ein gutes Unterrichtsbeispiel, wenn es eben um schriftliche Zeitzeugenerlebnisse geht, gerade weil mit einer bewundernswerten Sachlichkeit verfahren wird, man aber außerdem so viel darüber erfährt, was sowohl in jüdischen als auch in befreundeten nichtjüdische Familien geschah. Der freundschaftliche Aspekt zwischen Marianne und Daniel ist natürlich auch zentral, aber wie gesagt, es gibt so viel Gutes, was dieses Buch ausmacht, es würde den Rahmen einer Buchmeinung einfach sprengen. Und dafür ist dann ja auch unsere gleichnamige Blogtour da, die sich im Einzelnen mit vielerlei Aspekten aus dem Buch noch einmal genauer beschäftigen wird.

Lieblinks

Hier verlinke ich euch das Buch auch nochmal auf der Verlagsseite.  Mehr Informationen zu Marianne J. Voelk könnt ihr ebenfalls den Informationen der Verlagswebsite entnehmen. Weiterhin hatte Nicole auf der Leipziger Buchmesse 2016 die Möglichkeit, Marianne zu interviewen. Dieses Interview verlinke ich euch an dieser Stelle


Habt noch einen schönen Tag! Wir lesen uns hier am Dienstag wieder :-)



 


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